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Einsatz von medizinischem Cannabis bei chronischen Darmerkrankungen

31.01.2024

Die Verwendung von medizinischem Cannabis in der Behandlung von chronischen Darmentzündungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist ein zunehmend diskutiertes Thema. In Deutschland sind etwa 250.000 Menschen von Morbus Crohn und 400.000 von Colitis ulcerosa betroffen. Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt beeinflussen, insbesondere den Dünn- und Dickdarmübergang, und verursacht entzündliche Geschwüre. Symptome umfassen Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und Erschöpfung. Colitis ulcerosa betrifft primär Dickdarm und Rektum, führt zu Entzündungen und Geschwüren der Darmschleimhaut und äußert sich in anhaltendem Durchfall und Blut im Stuhl.

Obwohl die genauen Ursachen für diese Erkrankungen unklar sind, werden genetische, immunologische und umweltbedingte Faktoren als mögliche Auslöser diskutiert. Da sie chronischer Natur sind, erfordern sie eine dauerhafte Behandlung. Die Krankheitsverläufe können individuell stark variieren.

Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabinoide entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Studien zeigen, dass Cannabinoide durch epigenetische Modifikationen Entzündungsprozesse unterdrücken können, was neue Therapieansätze bei entzündlichen Erkrankungen eröffnet. In diesem Kontext könnten Cannabis-basierte Medikamente eine vielversprechende Alternative in der Behandlung von chronischen Darmerkrankungen darstellen. Insbesondere wird die Rolle des Endocannabinoidsystems bei der Entwicklung dieser Krankheiten untersucht.

Studien haben gezeigt, dass es Cannabinoid-Rezeptoren und Endocannabinoide im Darm gibt. Bei CED-Patienten kommt es zu einer Immunreaktion im Darm, die zu Entzündungen führt. Forschungen deuten darauf hin, dass der CB2-Rezeptor bei der Regulierung der Darmfunktionen und der Modulation von Entzündungen eine Rolle spielen könnte. Ebenso wurden hohe Konzentrationen von Endocannabinoiden im Verdauungstrakt festgestellt, was auf eine Beteiligung des endogenen Cannabinoidsystems an der Kontrolle der Darmfunktionen hinweist. Cannabinoide können auch antiemetische Effekte ausüben, die durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren vermittelt werden.

Klinische Studien haben gezeigt, dass die Verwendung von Cannabis bei entzündlichen Darmerkrankungen mit einer Verringerung der Krankheitssymptome und einer Verbesserung der Lebensqualität einhergehen kann. Es gibt jedoch auch Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für chirurgische Eingriffe bei langfristigem Cannabiskonsum.

In einer israelischen Studie zeigte die Anwendung von medizinischem Cannabis eine Verbesserung der Krankheitsaktivität und eine Reduktion anderer Medikamente. Eine weitere Studie ergab, dass die Behandlung mit THC zu einer vollständigen Remission und Verbesserung der Symptomatik führte, während eine Studie mit CBD keine signifikanten Verbesserungen zeigte. Neuere Studien weisen darauf hin, dass eine Kombination von CBD und THC effektiver sein könnte.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass viele Patienten Cannabis zur Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit verwenden. Eine Studie zeigte, dass die Einnahme eines CBD-reichen Pflanzenextrakts die Lebensqualität verbessern kann, obwohl die Remissionsraten ähnlich denen eines Placebos waren.

Ein systematisches Review kam zu dem Schluss, dass Cannabinoide als adjuvante Therapie die Erfolgschancen der Standardbehandlung erhöhen können. Trotz vielversprechender Ergebnisse ist die Verringerung unabhängiger entzündungshemmender Marker bisher nicht nachgewiesen worden, und die optimale Dosierung sowie Anwendungsweise sind noch unklar. Daher kann derzeit keine klare Empfehlung für die Verwendung von medizinischem Cannabis gegeben werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass medizinisches Cannabis möglicherweise zur Behandlung von CED beitragen kann, indem es Schmerzen lindert, Entzündungen hemmt und den Appetit steigert. Weitere klinische Untersuchungen sind erforderlich, um die Wirksamkeit von Cannabis und seinen Inhaltsstoffen vollständig zu verstehen.

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